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Rational urteilen und entscheidenUnd warum wir häufig nur glauben, dass es uns gelingt.
![]() Ich kann meine professionelle Sozialisierung als Jurist und Richter nicht verleugnen. Und obwohl ich aufgrund meiner beruflichen Herkunft aus der Justiz im Buch häufig Beispiele aus diesem Bereich bringe, wendet sich das Buch doch an alle Menschen, die über ihr Entscheidungsverhalten nachdenken und wissen wollen, welchen Rationalitätseinschränkungen die Mitglieder der Spezies Homo sapiens unterworfen sind und welche Gegenmaßnahmen wir - vielleicht - ergreifen können. Eine Leseprobe und das Inhaltsverzeichnes des Buches können Sie unter https://buchshop.bod.de/rational-urteilen-und-entscheiden-stefan-kaufmann-9783758314544 finden. Dort können Sie das Buch auch bestellen. Auch wenn ich mir wirklich größte Mühe gegeben habe, inhaltliche (und sonstige) Fehler zu vermeiden, bin ich mir doch völlig im Klaren, dass mir das nicht vollends gelungen sein kann. Deshalb bitte ich ganz am Ende des Buches jeden Leser (und wiederhole diese Bitte auch an dieser Stelle), mich über Fehler zu unterrichten. Diese Seite dient dazu, auf solche Fehler aufmerksam zu machen. Aber auch weitere Erkenntnisse der Wissenschaft, die ich erst in einer weiteren Auflage einstellen kann oder die gar eine Aussage meines Buches obsolet erscheinen lassen, möchte ich auf dieser Seite aufzeigen, solange keine korrigierte und ergänzte Folgeauflage erschienen ist.
Hinweise, Aktualisierungen etc.1. Hinweis (18.3.2024):Ergänzung 1 (Vor 5.5.3 Dispositionseffekt und hinter dem Satz: "Aber wie so oft in Beziehungen, ist es auch insoweit vielleicht nicht ratsam, ökonomische Erwägungen zum Leitbild zu machen."): Was kann man gegen den Trugschluss der verlorenen Kosten unternehmen? Wie bei allen Denkverzerrungen ist es schon einmal gut, ihn zu kennen und ins Kalkül zu ziehen, dass er gerade Wirkung entfaltet. Und dann gibt es eine vielleicht etwas merkwürdig anmutende Empfehlung: Werden Sie anders! Mit fünf Studien, bei denen knapp 3.200 Versuchspersonen beteiligt waren, haben die Forscher herausgefunden, dass wir Schuld- und Schamgefühle entwickeln, wenn wir ein begonnenes Projekt vor dessen Abschluss beenden. Aber nur dann, wenn wir uns als Persönlichkeiten noch so sehen, wie wir das in den ersten Tagen oder Wochen des Projekts getan haben. Je mehr wir aber davon ausgehen, ein anderer Mensch geworden zu sein, die Psychologen nennen das "geringe Kontinuität mit dem früheren Selbst", desto einfacher können wir das Projekt aufgeben (Anja, D. Schanbacher, Nazli Gurdamar-Okutur, David Faro, It's no longer "me"; Low past-self-continuity reduces sunk-cost bias. Journal for Experimental Social Psychology, 2022). Die Empfehlung geht also dahin, dass Sie sich selbst einreden, ein ganz anderer Mensch zu sein, als der, der damals die Entscheidung getroffen hat. Ergänzung 2 (Vor 5.7.2 Nachweis-Experimente und hinter dem Satz "Die Auswirkungen des Confirmation-Bias - und das ist das Tragische - sind uns überhaupt nicht bewusst."): Richtig verstörend wird es allerdings bei einem Effekt, den die Psychologen mit Wahlblindheit (Choice Blindness) bezeichnen. Stellen Sie sich vor, Sie werden von einem Versuchsleiter, der Ihnen zwei spielkartengroße Portraits zeigt, gefragt, welche Person Sie attraktiver finden. Sie entscheiden sich für eines der Portraits. Der Versuchsleiter verdeckt beide Bilder und gibt Ihnen anschließend, ohne dass Sie das bemerken, das andere Portrait und fragt Sie, warum Ihnen diese Person besser gefällt. Können Sie sich vorstellen, dass Sie ihm jetzt erklären, warum Sie diese Person gewählt haben. 80% der Probanden, die an dieser Studie teilgenommen haben, haben genau das getan (vgl. Petter Johansson, Lars Hall, Betty Tärning, Sverker Sikström, Nick Chater, Choice Blindness and Preference Change: You Will Like This Paper Better If You (Believe You) Chose to Read It! Wie der Trick mit dem Portrait-Austausch funktioniert, erklärt Ihnen Petter Johansson auch anschaulich auf (neue Fußnote:) https://www.ted.com/talks/petter_johansson_do_you_really_know_why_you_do_what_you_do.). Sie sollten sich das in der vorigen Fußnote angegebene TED-Video bis zu Ende anschauen. In der zweiten Hälfte wird nämlich über ein Experiment berichtet, mit dem die Forscher gezeigt haben, dass ein solcher Austausch auch mit politischen Meinungen möglich ist. Man fragt den Teilnehmer unter anderem, ob er für die Vorratsdatenspeicherung ist. Er kreuzt an, dass er eher dagegen ist. Bei der Auswertung des (heimlich ausgetauschten) Fragebogens erklärt er dem Versuchsleiter dann, warum er eher dafür ist. Und das Gruseligste an den Experimenten: Noch einmal vor die Wahl gestellt, welche Person Sie attraktiver finden, entscheiden Sie sich nach diesem Procedere für das Portrait, das Ihnen untergeschoben wurde. So wie die Versuchsteilnehmer im zweiten Experiment auch ihre Meinung zur Vorratsdatenspeicherung geändert haben. |
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